Strohfeuer Ethiksteuer

Herr Blum erfreut sich offensichtlich daran, daß seine absurde Idee einer Ethiksteuer („Die Ungeheuerlichkeit der Ethiksteuer“,„Die unmoralische Ethiksteuer“ ) weiterhin in den Medien diskutiert wird.

 Die Welt veröffentlichte nun einen weiteren Artikel von Ulrich Blum, in dem er nochmals das Strohfeuer mit heißer Luft anheizt. Herr Blum schreibt: „Die Kirchensteuer kommt nicht nur den Glaubensgemeinschaften zugute. Alle Bürger können konfessionelle Einrichtungen nutzen.“

Aha. Nur um es klarzustellen: Ich lege keinen Wert auf die Nutzung der kirchlichen Einrichtungen. Möchte ich mir aus kulturellen Gründen eine Kirche ansehen, bin ich gerne bereit, Eintritt zu zahlen. Aber dann doch bitteschön auch keine staatlichen Fördermittel mehr für Kirchenbauten!

Blum schreibt weiter: „Darum ist Kirchenflucht aus finanziellen Gründen moralisch verwerfliche Steuerhinterziehung [sic!].“ Steuerhinterziehung? Jeder Kirchenaustritt sorgt dafür, daß mehr Gelder für soziale Zwecke frei werden, denn die Abschaffung der Kirchensteuer finanziert sich von selbst.

In seinem neuen Text geht Herr Blum, offenbar lernresistent, in keiner Weise auf die von verschiedenen Seiten geäußerte Kritik (z.B. auch taz/IBKA) ein. Wieder die alte Leier von den immensen Ausgaben der Kirchen für Kindergärten und Schulen. Um es klar zu sagen: dies ist eine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Kirchen als Träger von Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern tragen nur einen Bruchteil der dort anfallenden Kosten. Den Löwenanteil zahlt der Staat und somit letztendlich der Steuerzahler.

Weiter schreibt Herr Blum „die Notfallbetreuung bei einer Verkehrskatastrophe“ bräche weg. Herr Blum – machen Sie sich doch nicht lächerlich! Was hat die Kirche mit der notärztlichen, psychologischen, technischen oder polizeilichen Hilfe bei Verkehrsunfällen zu tun?! Nichts!

Herr Blum geht auch nicht auf den Hauptkritikpunkt ein: die steuerliche Absetzbarkeit der Kirchensteuerbeiträge. Durch diese Absetzbarkeit finanziert jeder Konfessionsloser in Deutschland die Großkirchen! Dazu kommen die in meinem letzten Blogeintrag auch genannten weiteren Förderungen wie z.B. Bioschofsgehälter. Daß Herr Blum diese Tatsachen in seinem Text nicht einmal nennt geschweige denn argumentativ darauf eingeht, zeigt, daß es ihm nur um pure Polemik geht.

Immerhin: Herr Blum akzeptiert eine „ehrliche atheistische oder agnostische Einstellung“. Super! Machen wir doch am besten einen Gesinnungstest für alle Konfessionslosen! Und natürlich auch für die, die vorgeben, einer bestimmten Konfession anzugehören – man weiß ja nie…

Man kann sich als Verechter von Trennung von Staat und Kirche nur Wünschen, daß mehr Kirchensteuerbefürworter mit solchen Argumenten, wie sie Herr Blum verwendet, an die Öffentlichkeit gehen. Sie fördern damit eine Diskussion, die den Bürgern zeigt, welche Vorteile die Abschaffung der Kirchensteuer hätte – und erweisen damit letzendlich den Kirchen einen Bärendienst!

Hier noch ein lesenswerter Blogeintrag: Grundsteuer für Leute die keinen Grundbesitz haben

Bild: J. Ro. (Picasa, Creative Commons License)

Die Ungeheuerlichkeit der Ethiksteuer des Prof. Dr. Ulrich Blum

 Herr Ulrich Blum, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, hat die Einführung einer allgemeinen „Ethiksteuer“ vorgeschlagen (Reuters). In diesem Zusammenhang beschimpft er Menschen, die keine Kirchensteuer zahlen, als Trittbrettfahrer. Hier meine Entgegnung, die ich Herrn Blum auf postalischem Wege zukommen lassen werde:

Sehr geehrter Herr Blum,

in der Presse konnte ich lesen, daß sie die Einführung einer sogenannten „Ethiksteuer“ befürworten.

Zum einen ist dazu zu sagen, daß viele Menschen aus verschiedenen Gründen der Kirche den Rücken zuwenden und aus den Großkirchen in Deutschland austreten. Ein Ersparnis der Kirchensteuer mag hier einer der Gründe sein. Es ist nun jedoch so, daß von der Kirchensteuer nur ein Bruchteil, ca. 10%, für soziale Zwecke ausgegeben werden (siehe z.B. Kirchenaustritt.de ).

Im Gegenzug tragen jedoch alle deutschen Steuerzahler etwa 40% der Zahlungen an die Kirchen über die Absetzbarkeit der Kirchenbeitrage von der Einkommenssteuer, in der Summe sind dies mehr als 3 Milliarden Euro. Ich möchte betonen: dies betrifft auch die konfessionslosen Steuerzahler. Ich weise also ganz entschieden zurück, daß Sie Konfessionslose als Trittbrettfahrer bezeichnen. Wenn, dann sind es die deutschen Großkirchen, die sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern.

Noch nicht erwähnt habe ich die vielfältigen zusätzlichen Leistungen des Staates an die Kirchen, wie zum Beispiel die Gehälter von Bischöfen und weiteren Kirchenangehörigen. Auch dieses Geld stammt von allen Steuerzahlern. Auch von allen Steuerzahlern werden die Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser bezahlt, für die die Kirchen nur einen Bruchteil des Unterhaltes zahlen, jedoch genau diese Einrichtungen als verlogenes Aushängeschild für das soziale Engagement einsetzen.

Abgesehen von diesen sachlichen Tatsachen ist weiterhin zu ergänzen, daß Ihre Defamierung der Konfessionslosen als „Trittbrettfahrer“ eine offensichtlich plumpe, demagogische Argumentationsweise ist. Implizit werfen Sie hier allen Konfessionslosen vor, sich nicht für die soziale und ethische Gemeinschaft einzusetzen. Solch einen ungeheuerlichen Vorwurf darf man nicht äußern, ohne ihn auch statistisch fundiert untermauern zu können. Oder entspricht es der christlichen Ethik, Unwahrheiten zu verbreiten? Nennen sie doch bitte Zahlen, Sie sind doch schließlich Wissenschaftler! Die Kirchen sprechen in letzter Zeit immer von „aggressiven Atheisten“. Ich als Konfessionsloser setze mich dabei lediglich für eine Gleichstellung mit den Großkirchen ein. Aggressivität spüre ich dagegen beim Umgang der Kirchen mit den Atheisten – zuletzt in Ihrem Vorwurf des Trittbrettfahrertums, mit dem letztendlich Barrieren zwischen Gläubigen und Atheisten aufgebaut werden, anstatt für einen Dialog zu sorgen.

Abgesehen davon ist eine Ethiksteuer auch praktisch nicht in die Tat umzusetzen. Werden ehrenamtliche Vereinsmitarbeiter freigestellt? Zählen Trinkgelder? Zählt soziales Verhalten? Zählt Nachbarschaftshilfe? Das ist doch alles absurd.

Aber zugegeben – auch im Sinne der Konfessionslosen könnte man durchaus über eine Ethiksteuer nachdenken. Die Konfessionslosen, über 30%, werden dann gezwungen, Abgaben in Höhe der Kirchensteuer an die konfessionslosen Verbände in Deutschland zu zahlen. Wunderbar! Endlich ein adäquates Gegengewicht zu den Großkirchen! Oder: schaffen wir am besten die Kirchensteuer komplett ab und jeder zahlt nach freier Entscheidung an die Organisation, die er für beschenkenswert hält. Dann werden auch 100% der Gelder für soziale und mildtätige Zwecke ausgegeben und nicht für protzige Kirchenbauten und die Administration der Kirchen.

Bild: Wikipedia

Fürchtet euch vor den militanten Atheisten!

Militante Atheisten

Militante Atheisten? Klingt nach Blödsinn? Ist auch Blödsinn! Dabei ist der Ausdruck „militant“ konsequent in der Steigerung der aktuellen Attacken gegen Atheisten und Agnostiker (ein lautes „Entschuldigung“ hier an die Agnostiker, die ich in meinem Blog meist zu den „Atheisten“ hinzunehme…). In verschiedenen Reden und Artikeln ist in letzter Zeit immer wieder von „aggressiven Atheisten“ die Rede. Was liegt da näher, nun endlich das Wort „militant“ zu verwenden? Nun ist es endlich geschehen, in einem Artikel von Thomas Götz, erschienen unter anderem auf den Webseiten der österreichischen Kleinen Zeitung. Der Leser fragt sich natürlich nun, wie sich dieser militante Atheismus äußert! Gab es Bombendrohungen? Sind mitten in Österreich militärisch kostümierte Atheisten aufmarschiert? Gab es eine Großkundgebung? Wurde zur Gewalt aufgefordert? Schlimmer! Das Werbeplakat auf englischen Bussen ist Zeichen des  „militanten“ Atheismus. Die Götter mögen uns schützen! Kann es schlimmeres geben? Klebt endlich mehr Kirchenplakate in die U-Bahnhöfe, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten! Umm – aber natürlich nicht militante Kirchenplakate, denn: Immer schön friedvoll bleiben. Keineswegs militant oder aufrührerisch ist natürlich der äußerst friedvolle Protest einiger Christen gegen das Urteil des europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte zu Kruzifixen in Schulen. Wer, wenn nicht über alles erhabene Christen könnten es sich erlauben, ein Urteil eines solch hohen Gerichts schlichtweg wissend zu ignorieren ? Natürlich sind auch die christlichen Haßbriefschreiber und Wändebeschmierer nicht militant. Denn Christen sind ja gut, nur Atheisten sind böse!

Und als kleine Dreingabe wird in Götz‘ Artikel die simple Leugnung der Existenz einer Religion als „Provokation“ bezeichnet. Wenn das nicht objektiver Qualitätsjournalismus ist. Womöglich ist auch die pure Existenz von Atheisten eine Provokation? Bleibt abzuwarten, wann die nächste Steigerungsform erreicht sein wird – wie wäre es mit „Atheistenterroristen“? In diesem Sinne viel Erfolg für die Klage gegen den zwangskatholischen Kindergarten in Niederösterreich!

Bild: http://www.atheistcartoons.com

Bundespräsident Köhler: Bibel ist „das wichtigste Buch, das ich kenne“

Horst Köhler

Bundespräsident Horst Köhler hat sich zur Bedeutung der Bibel für sich persönlich und im allgemeinen geäußert.

Sogar die Bildzeitung berichtet – unter anderem mit der durchaus netten Überschrift „Das Mekka der Bibelforschung“.

Köhler sagte, die Bibel sei das wichtigste Buch, das er kenne und er lese seinen Enkelkindern aus Kinderbibeln vor. Ob Herr Köhler seinen Enkeln auch die schönen Geschichten vorliest, in denen alle Erstgeborenen Ägyptens ermordet werden, die ganze ägyptische Armee ertränkt wird oder ein Vater psychologisch so unter Druck gesetzt wird, daß er seinen eigenen Sohn töten würde? Oder, aus dem Neuen Testament, die Offenbarung? Die Ethik der Bibel – nein danke.

Natürlich steht es dem Bundespräsidenten frei, seine Weltanschauung offen zu vertreten, Es steht aber auch den deutschen Bürgern frei, aus dieser Weltanschauung Schlüsse zu ziehen. Wenn Köhler behauptet, die Bibel sei eine schöne Geschichtensammlung für Kinder, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Wer würde seinen Kindern abends im Bett über Morde, Vergewaltigung eines Vaters durch seine beiden Töchter oder Genozid vorlesen?

Wer Phrasen drescht wie „Die Heilige Schrift habe Antworten auf die großen Menschheitsfragen […]“ oder „Für mich persönlich ist die Bibel das wichtigste Buch, das ich kenne.“ hat entweder von unserer Kultur und unserer Philosophie nicht die geringste Ahnung oder wiederholt, wider besseren Wissens und unüberprüft nichtssagende Allgemeinplätze der religiösen Großkirchen. Beides ist dem Amt des Bundespräsidenten nicht angemessen.

Herr Köhler – auch Atheisten, Agnostiker und alle anderen, die sich nicht nach der Christenbibel richten, leisten einen wertvollen Beitrag zu unserer sozialen Gesellschaft und zum weltanschaulichen Gedankengut. Warum nur werden sie stets mit Nichtbeachtung bestraft?

Quellen:

evangelisch.de – Köhler: Bibel gibt Antwort auf alle Menschheitsfragen

bild.de – Köhler liest für seine Enkelkinder aus der Bibel

bild.de- Das Mekka der Bibelforschung

Pressemitteilung Universität Münster – Bundespräsident Horst Köhler besuchte Institut für Neutestamentliche Textforschung

pro – Horst Köhler: „Bibel ist wichtigstes Buch, das ich kenne“

hpd – Bundespräsident mit unkritischem Bild der Bibel

Bild: Wikipedia ; Bundespräsident Horst Köhler auf der Kanzel der Martinskirche am 20.03.2009 anlässlich der Verleihung des zweiten Memminger Freiheitspreises 1525